Ach, ich mach das später mal …

… wenn ich einen Babysitter habe. Wenn die Kinder etwas älter sind. Wenn die Kinder aus dem Haus sind. Wenn ich etwas mehr Zeit habe. Wenn ich besser bei Kasse bin. Wenn ich jemanden gefunden habe, der das mit mir macht. Wenn es nicht mehr so heiß ist. Wenn es nicht mehr so kalt ist. Wenn der Hund mal nicht mehr ist. Wenn es meinen Eltern besser geht. Wenn, wenn, wenn! Als wäre das Leben unendlich lang.

Warum nicht gleich? Warum warten? Ich sage mir, wenn ich mal wieder eine verrückte Idee habe oder eine tragende Entscheidung zu treffen habe, wenn dich morgen der Bus überfährt und ich stehe da oben (mal kurz gedacht es gibt ein „Oben“) und ich werde gefragt, du hattest gestern die Möglichkeit etwas zu tun, was du schon immer mal machen wolltest oder was die Welt verändert hätte, warum zum Geier hast du es nicht getan? Jetzt stehst du hier und hast nicht mehr die Möglichkeit. Nicht mehr die Möglichkeit, einen doofen Streit mit einer Freundin zu bereinigen, die geliebte Omi zu besuchen, einen Tanzkurs zu belegen, Fallschirm zu springen, Familie und Freunden zu sagen, wie sehr du sie liebst und brauchst. Deine Ernährung umzustellen, damit du dem da oben nicht so früh begegnest. Mit dem Rauchen aufzuhören, damit deine Kinder noch etwas länger was von dir haben.

Ich schiebe auch Dinge auf, wie z. B. meine Buchhaltung oder das Zusammenlegen der Wäsche (Gott, ich hasse das) aber diese Dinge verändern auch nicht mein Leben und lassen mich nicht spüren, dass ich lebe (übrigens ein sehr, sehr wertvolles und wichtiges Gefühl). Doch schob ich auch schon Dinge auf, die ich hätte tun sollen. Doch aus Angst und Unsicherheit tat ich es nicht. Heute bereue ich, es nicht getan zu haben. Etwas ganz Normales und selbstverständliches eigentlich.

Der Vater einer Freundin, ist vor vielen Jahren gestorben. Wir hatten schon länger keinen Kontakt und ich hatte solch ein starkes Bedürfnis, ihr zu sagen, wie leid es mir tut und sie in den Arm zu nehmen. Ich konnte es nicht. Heute werden meine Freunde gedrückt und geküsst so oft es nur geht!

Ich will nicht mehr zu mir sagen müssen: „Ach, hätte ich es (was auch immer) nur getan.“

„Hätte, hätte Fahrradkette“ oder „Komm ich heut nicht, komm ich morgen“ nicht, wenn der Bus schneller ist als Du😉.

„An den Gräbern der meisten Menschen, steht trauernd und tief verschleiert, ihr ungelebtes Leben.“

Also, Arsch hoch und los geht`s!

Autor: Sybille Schönberger

07.08.2018

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