Es zwickt im Darm und die Haut juckt und schuppt nur alles irgendwie nicht so schlimm, um zum Arzt zu gehen. Mal mehr, mal weiniger und du arrangierst dich damit.
Mal ganz ehrlich, doch nur um nicht gesagt zu bekommen, was du insgeheim schon längst weißt.
Das ganze Unwohlsein hat was mit der Esserei zu tun.
Vielleicht ist es der geliebte Käse oder das leckere Toastbrot oder womöglich noch die heißgeliebte Schokolade!! „Ach, das wird schon nichts sein!“ und du gehst nicht zum Arzt. Schnell ein bisschen Calcium und ein wenig darauf achten, was du isst und alles ist wieder gut.
Ähm nee, eben nicht.
Es wird nicht alles wieder gut. Naja, solange du nichts an der Situation änderst!!
Ich weiß, die Nachricht eine Lebensmittelallergie oder eine Lebensmittelunverträglichkeit zu haben, lässt einen riesigen, nicht erklimmbaren Berg aus dem Nichts erscheinen.
Doch, er ist zu bezwingen! Ja wirklich! Noch nicht mal so schwer.
Ich sage immer recht leichtfertig: ,,Solange Kopf, Arme und Beine noch dran sind, kann es nicht so schlimm sein." Ich bin ein hoffnungsloser Optimist😉
Das ist wie mit der jährlichen Steuererklärung. Ich will nicht, ich kann nicht und doch muss ich!
Zuerst wird sie lange aufgeschoben und wenn sie dann doch mal in Angriff genommen wird, ist es gar nicht so kompliziert und recht schnell erledigt.
So ist es auch mit einer Ernährungsumstellung. Zu schwierig, kann ich doch gar nicht, das ist doch überall drin,…bekomme ich oft zu hören.
Klar, easy peasy vom Hocker ist das erstmal nicht!
Mein ältester ist allergisch auf Ei und Walnuss. Auf Ei reagiert er direkt im Mund. Es brennt unangenehm und wird direkt wieder ausgespuckt. So war es früher, als er noch ein Kleinkind war. Heute ist die Allergie abgeschwächt und er isst auch mal nen Schokokuss oder nen leckeren Kuchen und falls es doch brennt, wird ein großes Glas Wasser getrunken.
Wie wir das gemerkt haben? Recht früh. Ich hatte es besonders gut gemeint und ihm einen Pfannkuchen mit Ei, Walnüssen und Honig zubereitet. Er aß ihn nur recht zögerlich. Ich wunderte mich und dachte mir, naja es schmeckt ihm wohl nicht. Er konnte ja noch nicht sprechen um mir zu sagen: ,, Mama, das brennt im Mund!
Es dauerte 20 Minuten und er schrie wie am Spieß. Sein kleiner Körper war mit juckenden Pusteln übersäht.
Also ab ins Krankenhaus. Er bekam eine Cortison Spritze und nach kurzer Zeit war alles wieder ok. Ich rief beim örtlichen Kinderarzt an und ließ mir einen Termin für einen Allergietest geben. Bis dahin gab es kein Ei und keine Walnüsse mehr. Alle anderen Zutaten aus dem Pfannkuchenteig waren schon erprobt und unbedenklich.
Das Ergebnis: schwere Allergie auf Ei und leichte Allergie auf Walnuss.
Ei, ach du scheiße! Ei ist doch überall drin! Das war meine Reaktion. Ja, auch ich als gelernte Köchin fühlte mich in dieser Situation überfordert. Da war sie, die Steuererklärungssituation: ich kann das nicht, ich will das nicht und doch muss ich!
Da kam der Macher in mir zu Vorschein und wir gingen es an. Backen und kochen ohne Ei!
So lange er nicht in den Kindergarten ging, war das alles auch noch ok.
Als es dann soweit war und er nun endlich in den Kindergarten gehen sollte, hätte ich ihm am liebsten auf die Stirn tätowiert: Allergie auf Ei und Walnuss. Da das nun nicht die beste Lösung war und er auf mich sicherlich im Nachhinein echt sauer gewesen wäre, hoffte ich einfach, dass eine ausführliche Information an die Erzieher reichen würde.
Ich musste nur einmal während der Kindergartenzeit mit unserem Notfallcortison in den Kindergarten kommen☹.
Mit der Zeit stellte sich heraus, dass sich die Walnuss Allergie verstärkte und er bis heute noch nicht mal mehr Walnüsse anfassen kann.
Wie lebt er damit? Na super! Er kann lesen und sprechen und geht offen mit seiner Allergie um.
Wir haben uns angewöhnt ohne Walnüsse zu kochen und nur wenig Ei zu verwenden. Auch lesen wir sämtliche Zutatenlisten genau durch.
Nun haben wir Glück im Unglück und es sind gut zu händelnde Allergien.
Was aber bei z. B. Zöliakie? Hier scheint wirklich alles verloren! Mit Nichten! Ruhe bewahren und sich der Situation stellen!
Unbedingt ALLE Zutatenlisten lesen! Auf Fertigprodukte verzichten und wenn noch nicht mit frischen Zutaten gekocht wird, langsam herantasten und mit leichten Rezepten, die nicht mehr als 5 Zutaten benötigen, anfangen frisch zu kochen!
Es müssen nicht die teuren glutenfreien Lebensmittel sein.
Solch eine wegen Allergie, Krankheit oder Unverträglichkeit bedingte Ernährungsumstellung funktioniert meiner Meinung nach nur von heut auf morgen.
Am besten ist es, wenn die Umstellung für alle Familienmitglieder erfolgt das entstresst die sowieso schon anfangs ungewollte, nervige und ungewohnte Situation.
Auch diese brodelnde Innere Einstellung: „Ich will das nicht, ich kann das nicht und ich muss doch!“ sollte sich in: „Ok, nun ist es so, wir gehen das an und machen das Beste daraus!“ wandeln.
Auch gibt es diverse Selbsthilfegruppen, die einem das Gefühl geben, mit dieser Aufgabe nicht alleine zu sein und helfend zur Seite stehen!
Du musst die Hilfe nur annehmen!
Autor: Sybille Schönberger
26. Juni 2018