Hilfe, mein Kind isst kein Gemüse!

Los! Du musst Gemüse essen, das ist gesund!

Hilfe, meine Kinder essen kein Gemüse!!!! Das höre ich ständig und werde gefragt, wie man das denn ändern könne. Nun ja, Kinder sind wie ein Spiegel! Sie können nur das nachahmen, was ihnen vorgelebt wird.

So wird es behauptet😉

Es gibt bestimmt auch hartnäckige Fälle, die selbst dann kein Gemüse essen.

Eines direkt vorweg: Mit erhobenem Zeigefinger und „das ist gesund, du musst Gemüse essen“ wird das nichts! Und wenn wir ehrlich sind, so würden wir doch auch kein Gemüse essen!

In meinen Kinderkochkursen kochen Kinder von 5 bis 8 Jahren und von 9 bis 14 Jahren miteinander.
Sie werden von ihren Eltern abgeliefert und bäm, da sind sie! Die großen Augen der Eltern, wenn sie das ganze Gemüse bunt zusammengestellt auf der Arbeitsfläche stehen sehen. Viel zu oft bekomme ich gesagt: “Das isst mein Kind alles gar nicht!“ Ich nicke entspannt und schicke die Eltern für 3 Stunden nen Kaffee trinken.

Der Kurs startet mit einer kurzen Erklärung, wie z. B. ein Messer zu handhaben ist, und schon wird drauf los geschnippelt. Etwas wuselig ist es schon, doch alle Kinder haben Spaß und sind sehr neugierig! Unbekanntes will probiert werden und das ist gut so! Oft schmecken die ungeliebten Gemüsesorten in rohem Zustand ganz anders als gewohnt. Und am besten schmecken sie sowieso, wenn sie selbst zubereitet werden!

Zuhause in der Alltagsküche soll es ja schnell gehen und da bleibt keine Zeit den Kindern zu erklären wie sie eine Kartoffel zu schälen haben oder eine Karotte klein zu schneiden ist. Dann heißt es oft „Nein, Du kannst das nicht!“ oder „Du bist noch zu klein dafür“.

Das kann ich sehr gut nachvollziehen, doch es macht sich durchaus bezahlt, sich an einem freien Tag einfach einmal die Zeit zu nehmen und mit den Kindern zu kochen. Es muss nicht gleich perfekt sein und bitte auch nicht durch ewiges Herumnörgeln und Korrigieren den Kindern den Spaß an der Sache nehmen.

Das Gemüse schmeckt auch, wenn es nicht perfekt geschält oder geschnitten ist! Denn Übung macht den Meister.
Auch ist es (das finde ich zumindest) ganz wichtig, den Kindern die Gefahren in der Küche so früh wie möglich zu erklären (Aufklärung ist die beste Prävention) und sie in den kompletten Kochablauf einzubeziehen.

Als meine Jungs noch Spülbecken Größe hatten, setzte ich sie einfach mit einem Kissen ins Spülbecken. Später standen sie auf einem Stuhl an der Arbeitsfläche und putzten anfangs erst einmal den Rosenkohl. So bekamen sie alle Arbeitsabläufe während des Kochens mit. Die Neugier war befriedigt und ich konnte entspannt kochen😉.

Viele Eltern gehen mit ihren Kindern nicht großartig essen, weil sie keine Lust auf peinliches Geschrei oder die genervten Blicke der anderen Gäste haben.
Meine Jungs mussten von klein auf mit in alle möglichen Restaurants. Manchmal gab es auch Geschrei und genervte Blicke aber hey, egal! Wie sollen sie es denn sonst lernen? Heute frage ich sie, ob sie mitmöchten, und ich bekomme selten ein Nein😊.
Eine Einladung von Nelson Müller in sein Restaurant die „Schote“ flatterte ins Haus und wurde mit großer Freude angenommen.
Auch meine Jungs starten ein Menü mit einem Aperitif und als mein Großer gefragt wurde, was er denn gerne zum Aperitif trinken würde, antwortete er:,, Überraschen Sie mich!“
In diesem Moment war der Restaurantleiter etwas überrascht und ich wahnsinnig stolz (Muttis eben 😉)
Das Menü startete und meine Jungs aßen alle sechs Gänge mit großem Genuss!

Es war ein perfekter Abend!

Um genau zu sein: ein Vorzeige-Abend😉

Wer jetzt glaubt, dass meine Kinder alles essen …ach schön wäre‘s!

Das ist aber auch nicht weiter tragisch, denn so lange sie es probieren und dann entscheiden, dass es ihnen nicht schmeckt, kann ich damit leben! Mir schmeckt auch nicht immer alles und auch ich esse den Teller nicht immer leer und die Sonne scheint am nächsten Tag trotzdem😉

Autor: Sybille Schönberger

14. Juni 2015

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