Wild zu essen, ist vielleicht die verantwortungsvollste Art Fleisch zu konsumieren!

Das behauptet ein befreundeter Jäger und ich kann ihm nur beipflichten.

Vor einiger Zeit, suchten wir für eine Herbstsendung auf hr 1 dolce vita einen Jäger, der in der Sendung über das Erlegen und zubereiten von Wild erzählen sollte.

Es war schier unmöglich einen Jäger zu finden, der bereitwillig Auskunft über das Gebaren der Jagd gab.
Ein Jäger erklärte uns warum. Es gäbe Anfeindungen und Morddrohungen deshalb bleiben Jäger gerne anonym.

Omg das hinterlässt ja schon einen mafiösen Eindruck!

Ich hole mal ein wenig aus:

Schon als junges Mädchen war mir der Umgang mit Luftgewehren nicht fremd. Mein Vater (ja, da ist er wieder, er spielte eine tragende Rolle in meinem Leben) schoss mit uns Kindern im Keller oder im Garten auf kleine bewegliche Stahl-Entchen. Wie in den Schießbuden auf einem Jahrmarkt. Übrigens mussten meine Freundin und ich den Jungs früher die Rosen schießen, weil wir so gut schießen konnte (voll Angeber mäßig😉) dank meines Dads. Das war ne Gaudi😉!

Das Schießen hat mich schon immer fasziniert und ich bin weit weg von einer militant, kriegerischen Einstellung zu Waffen.

Im Restaurant Hessler besuchte uns alle vier Wochen ein Jäger aus Maintal. Ein sympathisches Urgestein der Jägerszene. Er war schon weit über 70 und sein Ausdrucksstarkes Gesicht konnte Geschichten erzählen, das war der helle Wahnsinn. Er brachte uns das, was zum Abschuss freigegeben war und ihm vor die Flinte lief. -das ist jetzt eher umgangssprachlich, da man mit einer Flinte natürlich keine Rehe, Sauen und Hirsche schießt- Die Gäste freuten sich, wenn wir ihnen Hase, Fasan, Reh oder Hirsch aus den heimischen Wäldern anbieten konnten.

Aus Liebe zur Natur, dem Ganzheitlichen und meiner Einstellung zum Fleischkonsum, entschloss ich mich vor zwei Jahren auch für ein Dasein als Jägerin.

Die Anmeldung zum grünen Abitur /Jagd Kurs verlief schon sehr speziell. Ich würde sagen etwas reserviert, resolut und unterkühlt. Es dauerte auch mind. 6 Kursstunden, bis die Herren Jäger auftauten und in mir eine patente Frau sahen, die gewillt war, ihren Jagdschein zu erlangen.

Ich mochte es, jeden Samstag und Sonntag durch den Wald zur Jagdschule zu fahren und immer mehr über die Natur und ihre Bewohner zu erfahren.Lichtung

Die Jagd ist soviel mehr als nur auf unschuldige Tiere zu ballern. Die Jagd ist das Verständnis von Natur, Wild und Mensch. Das Bestreben eines Jägers ist es, dies in Einklang zu bringen.

Eine meiner Freundinnen ist Vegetarierin. Ich habe jedes Verständnis für Vegetarier und Veganer da ich selbst beide Ernährungsformen für mich ausprobiert habe. Doch wenn ich höre, dass der Jäger ja das arme Bambi mit den schönen Äuglein erschießt, stellen sich mir die Nackenhaare.
Schweine, Kühe, Lämmer, Schafe, Hühner, … haben auch wunderschöne Augen! Warum zum Geier ist die Jagd so verrufen?

Wenn es nach mir ginge, würden alle Tiere zusammen auf Wiesen und Wäldern stehen und wer Fleisch essen möchte, muss auch in der Lage sein, einem Tier das Leben zu nehmen. Denn in diesem Augenblick übernimmt keine Maschine die Aufgabe einem Lebewesen das Leben auszuhauchen.

Bei der Jagd bist Du es! Du solltes in der Lage sein, Dein Fleisch zu jagen!

Ja klar, irgendwie gehen wir alle jeden Tag auf die Jagd. Wir gehen in den Supermarkt und kaufen Biofleisch. Ist ja gut fürs Gewissen. Und trotzdem ist das mit den Jägern nen anderes Ding?

Warum?

Das Wild lebt Tag ein Tag aus ein perfektes Leben (aus unserer Sicht). Habt ihr schon mal ein Reh mit Rachen Dassel Larven gesehen? Das Reh würde euch was husten von wegen perfekt. Ich schweife ab.

Ja, es lebt im Vergleich zu den Tieren aus der Massenzucht perfekt. So perfekt , das es sich wunderbar eignet um in Kinderbüchern eine Hautrolle zu spielen. Doch die Tiere aus der Massenzucht werden nicht in ihrer Umgebung in Kinderbüchern gezeigt, sodass sich ein niedliches Bild von diesen Tieren in unseren Köpfen verankern könnte.

Ehrlich gesagt, es wäre auch kein niedliches Bild. Tiere, zusammengepfercht auf engstem Raum. Versehen mit Hämatomen, eitrigen Geschwüren und gebrochenen Gliedmaßen.Von oben bis unten mit ihren eigenen Exkrementen verschmiert. Ganz zu schweigen, von Selbstverstümmelung oder durch Artgenossen verursacht, abgebissene Schwänze und Ohren.

Wir bekommen nur ab und zu Bilder aus Massentierhaltungen vor die Füße geworfen. Da diese so schrecklich sind, werden sie in unseren Hirnen direkt wieder gelöscht. So etwas kann doch nicht war sein. Das ist völlig surreal. Und auch beim nächsten Einkauf sind diese Bilder nicht mehr präsent. Die sauber verpackten Fleischstücke in den Supermarkt Regalen schauen uns ja auch nicht mit ihren treuen braunen Äuglein an!

Wer von euch wäre in der Lage das Fleisch für seinen Konsum zu erlegen?

Wenn wir müssten, hätten wir nicht das Problem der schlechten Emissionswerte. Auch könnten das angebaute Getreide und co für hungernde Menschen verwendet werden, da wahrscheinlich ein geringerer Fleischbedarf vorhanden wäre.

Ich hatte und habe auch immer noch den Anspruch an mich. Willst Du Fleisch essen, musst Du in der Lage sein, das Tier zu jagen und zu töten.

Ich werde in nicht allzu ferner Zukunft meine Prüfung zur Jägerin ablegen.

Ich will mich nicht als Gutmensch darstellen. Denn auch ich kaufe mein Biofleisch sauber verpackt im Supermarkt.

Doch ich denke jeden Tag über mein Handeln nach und versuche immer etwas zu verbessern.

 

Autor: Sybille Schönberger

16. August 2018

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