Einkochen ist sexy!

Könnt ihr noch Einkochen?

Gesetz dem Fall, es gäbe von heute auf morgen kein rankommen mehr an Lebensmittel; die meisten von uns würden alt aussehen. Denn wir sind die Generation, die nicht auf Vorrat kaufen.

In meinem Freundeskreis kenne ich niemanden in meinem Alter, der die Kunst des Einkochens drauf hat und den ganzen Sommer und Herbst über mit dem Einkochen der verschiedensten Früchte und Gemüse beschäftigt ist.
Warum auch?

Wir leben in einer Überflussgesellschaft und haben mehr als genug zu essen sogar so viel, dass wir es aus rein optischen Gründen wegschmeißen können und das, obwohl jedes 5. Kind in Deutschland Hunger leiden muss. Aber das ist ein anderes Thema.

Wir müssen keine Nahrungsmittel horten, da wir das ganze Jahr über alles bekommen. Die meisten haben zudem überhaupt keinen Platz, um solch ein Lebensmittellager einzurichten.

Die Großeltern meiner Freundin Pedy waren wahre Meister des Einkochens. Ich kann mich sehr gut an diesen einen Kellerraum erinnern, indem hunderte von Gläsern standen, die mit den unterschiedlichsten Gemüsesorten, Beeren und Früchten gefüllt waren. Ein buntes Schlaraffenland!! Oma Gertrud und Opa Wilhelm waren wirklich das ganze Jahr über mit ihrem Nutzgarten hinter dem Haus beschäftigt. Opa Wilhelm sah ich nie ohne seine grünen Gummistiefel und Oma Gertrud hatte immer eine geblümte Kittelschürze an. Sie wuselten den ganzen Tag, bei Wind und Wetter im Garten herum.

Für uns Kinder war es im Sommer ein Hochgenuss durch den Garten zu schlendern und hier und da mal etwas zu naschen. Im Garten standen natürlich auch zwei alte Badewannen. In ihnen wurde das Regenwasser gesammelt. An sehr heißen Tagen nutzten wir die gefüllten Wannen für ein kühles Bad. Opa Wilhelm war darüber nicht wirklich amused😉!

Gertrud und Wilhelm, zwei reizende Einkochmeister und Sparprofis entstammen einer Kriegsgeneration und mussten Hunger leiden das prägt natürlich ungemein. Sie waren ihr Leben lang für eine Notsituation gerüstet.

Ich will mich nicht für eine Notsituation rüsten müssen doch irgendwie ist in diesem Jahr besonders viel für meine tierischen Freunde im Garten abgefallen. Bis jetzt produzierte ich nur etwas Traubensaft.

Mein Garten ist kein Nutzgarten, doch trotzdem wächst so einiges. Erdbeeren, Johannisbeeren, manchmal sogar Morcheln. Äpfel, Trauben und vom Nachbarn gibt’s Maronen. In rauen Mengen habe ich Kräuter. Vor allem Rosmarin wächst im Überfluss. Ich verschenke jedes Jahr den Rückschnitt. Dieser wird gebündelt und zwischen die Zaunstreben zur Straße hin gesteckt mit nem Schild zu verschenken. Ratz fatz ist er weg.

Vor ein paar Jahren packte mich das Einkochfieber. Ich kochte alles ein, was nicht Niet und Nagel fest war ein. Unser Kühlschrank platzte aus allen Nähten. Es sah alles so schön aus! Auch schmeckte es wunderbar! Doch aus irgendwelchen Gründen, ließ die Euphorie für das Einkochen genauso schnell nach wie sie aufkam. Vielleicht akute Faulitis?

Im Restaurant Hessler oder auch im Kempinski Hotel in Gravenbruch wurde immer fleißig eingekocht.
Auf einer Herbstkarte schrieben wir einmal Perlzwiebeln auf. Diese wurden geschält und in einem Sud aus Gewürzen, Kräutern und Essig eingekocht. Eine wirklich fiese Arbeit! Doch wenn die kleinen Zwiebelchen vor dem Schälen für eine Stunde in lauwarmes Wasser gelegt werden, ist die Arbeit nicht mehr ganz so schlimm. Auch frische Preiselbeeren für das Einkochen zu sortieren gehörte nicht wirklich zu meinen Lieblingsaufgaben. Doch die Arbeit hatte sich immer gelohnt. Sie lohnt sich auch heute noch!

Es ist ein wunderbares Gefühl! Ich find's (warum auch immer, vielleicht drehe ich auch gerade durch aber) ein bisschen sexy.

Einkochen ist sexy, ja!

Die Farben und die Aromen in perfekte Harmonie zu bringen und dann im Winter in die Vorratskammer gehen und aus dem Vollen schöpfen … mega!

Hier greift auch wieder ein Zahnrad in das andere! Wir reduzieren den Müll / Plastik. Schmeißen weniger Lebensmittel weg. Ernähren uns bewusster und intelligent.

Damit ihr auch das sexy Gefühl des Einkochens erlebt könnt, hier ein paar Anregungen:

eingelegte Champignons

1 kg kleine, weiße, saubere Champignons
200 ml milder weißer Balsamicoessig 5 % Säure
1 Liter Wasser
2 Knoblauchzehe in Scheiben geschnitten
2 Salbeiblätter
1 Blatt Liebstöckel
1 Zweig Thymian
1 Rosmarinspitze
5 schwarze Pfefferkörner
1 Wacholderbeere
1 Lorbeerblatt
2 Pimentkörner
1 Nelke
Salz

Alle Zutaten in einen großen Topf geben und zum Kochen bringen. 4 Minuten kochen und kochend samt Sud auf sterile Gläser verteilen. Der Sud sollte die Pilze bedecken. Sofort mit einem sterilisierten Deckel verschließen. Die Gläser für 10 Minuten in kochendes Wasser stellen. Vorsichtig herausnehmen, kopfüber auf ein feuchtes Tuch stellen und ohne Zugluft abkühlen.
So können die Pilze im dunklen mind. 6 Monate gelagert werden.

süß /saurer Kürbis

1 kg Muskatkürbis in 1x1 cm große Würfel geschnitten
1 L Wasser
200 ml milder weißer Balsamicoessig
1 Lorbeerblatt
1 Knoblauchzehe in Scheiben geschnitten
5 Pimentkörner
½ Tl Koriandersamen
½ Tl Senfsamen
1 Tl Salz
Chili nach Belieben

Die Pimentkörner, Senfsamen und Koriandersamen in einem Topf etwas rösten, mit Wasser und Essig auffüllen. Lorbeer, Knoblauch und Chili dazugeben. 2 Minuten wallend kochen. Den Kürbis in sterilisierte Gläser füllen und mit der kochenden Flüssigkeit begießen. Mit sterilisierten Deckeln verschließen. Die Gläser für 10 Minuten in kochendes Wasser stellen. Vorsichtig herausnehmen, kopfüber auf ein feuchtes Tuch stellen und ohne Zugluft abkühlen.

Gewürzbirnen

1 kg kleine Williams Birnen geschält
1, 5 L Wasser
300 g Roh Rohr Zucker
½ Vanilleschote
2 Sternanis
2 Nelken
1 Zimtstange
5 Pimentkörner
3 schwarze Pfefferkörner

Alle Zutaten in einen Topf geben und zum Kochen bringen. 5 Minuten kochen. Die Birnen herausnehmen in ein sterilisiertes Glas geben und mit der kochenden Flüssigkeit begießen (die Birnen sollten mit Flüssigkeit bedeckt sein). Mit einem sterilisierten Deckel verschließen. Nochmals 10 Minuten in kochendes Wasser stellen. Vorsichtig herausnehmen, kopfüber auf ein feuchtes Tuch stellen und ohne Zugluft abkühlen.

Viel Spaß beim Einkochen!

Autor: Sybille Schönberger

21. August 2018

 

 

cross linkedin facebook pinterest youtube rss twitter instagram facebook-blank rss-blank linkedin-blank pinterest youtube twitter instagram