Ich treffe zunehmend auf Menschen die sich der Überinformation entziehen. Sie verzichten auf Fernsehschauen und das Radio bleibt auch aus. Verstehen kann ich das durchaus. Ständig werden wir mit neuen Erkenntnissen bombardiert. Ich schaffe es ganz gut in wichtig und unwichtig zu selektieren. Doch wenn es um das Thema Ernährung geht, kann ich dem Infotsunami nicht entkommen.
Im Moment lese ich wieder, dass nun das Kokosfett doch nicht so gut sein soll; es wird sogar als giftig bezeichnet. Was denn nun? Zuerst ist es das Allheilmittel, obwohl es vorwiegend aus gesättigten Fettsäuren besteht und das wissen ja nun auch schon die meisten, dass wir auf gesättigte Fettsäuren lieber verzichten sollten und nun soll es giftiger als Schweineschmalz (ich liebe Griebenschmalz!) sein? Ein beliebtes Thema ist auch der Genuss von Milchprodukten. Als mein erster Sohn zur Welt kam, hieß es: bloß keine Milchprodukte im ersten halben Jahr und nun ist es wiederum egal?
Hier kurz meine Einstellung zum Thema Milch: wie aus dem ein oder anderen Blogpost zu erlesen war, verzichte ich schon seit mittlerweile drei Jahren auf Milch und Milchprodukte. Doch keineswegs militant. Wenn ich essen gehe, sage ich dem Koch nicht, dass er bitte Milch frei kochen soll oder, wenn ich mal Bock auf Ziegenkäse habe, dann esse ich auch ein Stück. Doch das war’s dann auch schon mit dem Milchkonsum. Ich verzichte nicht auf Milch, weil ich sie nicht vertrage. Merke aber, dass sich mein Hautbild merklich verbessert hat. Meine Jungs stehen unmittelbar vor der Pubertät und wenn sie mal wieder zu viel Milch / Milchprodukte gegessen haben, sieht man das an ihrem Hautbild.
Kein anderes Säugetier ernährt sich das ganze Leben lang von Milch / Milchprodukten. Das sollte etwas nachdenklich stimmen.
Du darfst das nicht essen und dafür solltest Du das essen und hiervon soviel und hiervon nur ganz wenig.
Der Tsunami an Infos über die perfekte Art sich zu ernähren überrollt uns schonungslos.
Und wie gefährlich dieser sein kann, spürte ich am eigenen Leib.
Es ist nun schon ein paar Jahre her, als der Low Carb Trend anfing. Mich erwischte dieser Trend eiskalt. Nun kann ich sehr resolut sein und dachte mir, wenn ich Low Carb in No Carb umsetze, verliere ich innerhalb kürzester Zeit ein paar Pfunde.
No Carb / keine Kohlenhydrate = kein Zucker = absolutes Durcheinander im Körper!!
Ich wusste damals schon, dass Zucker und Insulin zusammengehören doch war mir die Tragweite nicht bekannt und ich wollte doch „nur“ etwas abnehmen.
Ich dachte mir, ran an den Speck und aß von heute auf morgen keine Kohlenhydrate mehr. Die ersten drei Tage ging das super und da war er der Ehrgeiz! Und der kann bei mir wirklich ausarten. So war es auch. Die Pfunde purzelten und ich sah aus wie dem Tod sein Dörrfleischreisender. Super! Nee gar nicht!!! Was wirklich mit meinem Körper passierte fiel mir überhaupt nicht auf. Ich sah nur auf mein Äußeres. Meinen üblen Mundgeruch nahm ich nicht wahr und meine plötzlich einsetzende Regel und andauernde Müdigkeit schob ich auf vermehrten Stress. Da hätte ich stutzig werden müssen. Denn ich bin eigentlich ein Mensch, der Stress liebt und unter Stress am besten arbeiten kann. Zum Glück und das kann ich mit meinem heutigen Wissen sagen, hatte ich genug von No Carb und aß für meine Verhältnisse wieder normal.
Was war daran nun so schlimm?
Ohne Kohlenhydrate funktioniert unser Körper nicht! Kohlenhydrate werden in Glucose umgewandelt und allein unser Gehirn verbraucht am Tag schon 140 g Glucose.
Glucose ist wie ein Ping Pong Ball der von seinen perfekten Spielern durch unseren Körper gespielt wird.
Die Hauptspieler sind Dünndarm, Bauchspeicheldrüse, Leber, Gehirn, Insulin und Muskeln. Ein wirklich komplexes System. Keiner kann ohne den Anderen. Insulin ist quasi der Balljunge der die Spieler mit Glucose/ Bällen versorgt. Jeder Spieler bekommt so viele Bälle wie er benötigt. Hält aber auch Bälle zurück, damit nicht zu viele in den Umlauf geraten.
Mein Körper befand sich schon und mir völlig unbewusst in einem Hungerzustand (Ketose). Eigentlich ist das ein Zustand, der bei Diabetikern auftritt, wenn zu wenig Insulin vorhanden ist. Durch das fehlende Insulin kann der Körper keine Glucose mehr aufnehmen und bildet Ketokörper im Fettgewebe. Diese werden vor allem von Gehirn und Muskeln als Energielieferant verwendet. Werden zu viele dieser Ketokörper gebildet, kommt es zu einer Ketoazidose. Diese kann man an der Atemluft erkennen. Etwas deutlicher, an einem wirklich üblen Mundgeruch!
Ich bin, was meine Ernährungsform angeht angekommen. Ich weiß was mir guttut und was eben nicht.
Bitte schnappt euch nicht das nächstbeste Surfbrett, um auf der Trendwelle mit zu reiten! Jeder Mensch ist ein Individuum und einzeln zu betrachten.
Verfallt nicht dem Extremen und lasst die Finger von Pillchen und Pülverchen!
Ernährt Euch frisch und ausgewogen.
Autor: Sybille Schönberger
28. August 2018