So schön unperfekt!

Und ist es dann nicht wiederum perfekt? Eine sehr philosophische Frage😉.

Vor kurzem postete ich auf meiner Facebook Seite Bilder von meinem herrlich perfekt unperfekten Zwetschgenkuchen.

Mein Sohn wünschte sich am Morgen einen Zwetschgenkuchen. Ich frage meine Söhne übrigens jeden Morgen, bevor sie sich auf den Weg zur Schule begeben, was sie sich denn zum Mittagessen wünschen und zu 98 % erhalte ich die Antwort: „Is mir egal!“ Doch an diesem Morgen sollte es eben ein saftiger, schmackiger Hefekuchen sein.

Hefekuchen lässt mich nicht mehr nervös werden. Und ich muss gestehen, die Patisserie ist nicht gerade mein Spezialgebiet. Ich bin eine Köchin, die unglaublich gerne aus der la meng kocht. Genau nach Rezepturen arbeiten ist nicht meins. In der Patisserie leider unerlässlich.

Hefekuchen geht wunderbar aus der la meng.

In meinem Vorratsschrank befindet sich immer etwas Trockenhefe. Ja, frische Hefe ist nen Ticken besser, verdirbt jedoch recht schnell. Nun kann man frische Hefe einfrieren, dann ist es gehoppt wie gesprungen, ob eingefrorene, frische Hefe oder Trockenhefe.

Ich gebe ca. 500 g Dinkelmehl mit einer niedrigen Typenzahl, ein Päckchen Trockenhefe, zwei Eier, ca. 80 g Rohrohrzucker, etwas Vanillemark und ein wenig Abrieb von einer Bio Zitrone in eine Schüssel. Begieße das ganze mit ca. 250 ml warmer Milch und knete das Gemisch so lange, bis es Blasen wirft. Dann lasse ich den Teig zugedeckt an einem warmen Ort (ich schalte den Backofen auf 40 °C ein und stelle die abgedeckte Schüssel in den Backofen) gehen, bis das doppelte Volumen erreicht ist, nochmals vermengen, ausrollen.

Stopp!

Ne, nicht ausrollen denn jetzt wird es perfekt unperfekt.

Ich liebe diese unförmigen kleinen Hefekuchen, die mit einer güldenen Farbe und einem leicht karamellisierten Belag daher tänzeln. Wie von der Herbstsonne angestrahlte Blätter die vom Baum fallen oder wie eine füllige Primaballerina die in ihrem goldenen Kleid Pirouetten dreht.

Ich forme mir aus dem Teig Handgroße Kugeln, gebe diese auf ein Backpapier und drücke den Teig mit meinen Händen auf ca. 1 cm Dicke auseinander. Oft belege ich ihn mit Apfel- und Birnenspalten aber auch mit Kirschen und Pfirsichen aus dem Glas. Je mehr Böden um so bunter wird’s. Mal mit und mal ohne Streusel. Und nicht einfach nur Streusel. Zimtstreusel, Schokostreusel, Zitronenstreusel, Ingwerstreusel, …

(hab‘ ich jetzt Lust auf so ein Stück Kuchen!)

Bevor sich die Küchlein auf den Weg in den Ofen begeben um für ca. 25 Minuten bei 175 °C zu backen müssen sie mit dem Belag noch etwas gehen. Sobald der Teig den Belag etwas angehoben hat geht’s los. Und jetzt wird es auch für mich spannend. Der Teig geht beim Backen immer auf doch manchmal, warum auch immer fällt er kurz nach dem Rausholen in der Mitte zusammen. Er schmeckt natürlich trotzdem und sieht auch immer noch wunderbar aus. Doch das Mundgefühl ist na ja, eher etwas klebrig.

Die Küchlein ohne Streusel nehme ich, kurz bevor sie fertig gebacken sind aus dem Ofen und bestreue sie mit etwas Zucker und schiebe sie wieder in den Ofen. So bekommt der Kuchen einen wunderbaren Glanz. Und bleibt saftig.

Manchmal geht der Teig so stark auf, dass es aussieht, als sei es ein Bahnhofskuchen. Alle paar Kilometer ein Bahnhof / Stück Obst! So war es auch bei meinem Zwetschgenkuchen. Dadurch, dass der Teig nicht in eine Form gepresst war und sich frei entfalten durfte, rutschten die Zwetschgen etwas auseinander und da war er, der Bahnhofskuchen.

Der Bahnhofskuchen war pünktlich um 14 Uhr fertig und wir verputzten den noch warmen, saftigen und duftenden Zwetschgenkuchen bis auf den letzten Krümel. Das ist einer, der seltenen Momente in denen ich dem Süßen und damit dem Zucker nicht widerstehen kann😉

Jedes Jahr zu unserer örtlichen Boule Meisterschaft backe ich eine bunte Vielfalt an kleinen Hefekuchen. Die Damen und Herren der Boule Gemeinschaft freuen sich riesig und die Küchlein sind ratz fatz gegessen.

Für mich ist es nicht wichtig, ob ein Kuchen oder eine Torte perfekt im Sinne von akkurat aussieht, sondern schmecken muss er. Er muss ein Lebensgefühl widerspiegeln genau wie alle anderen Speisen auch. Dann ist es für mich ein Hochgenuss!

Autor: Sybille Schönberger

30. August 2018

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